Innovationsprojekt

Energiedorf Bundorf

Mitten in Deutschland, im unterfränkischen Bundorf, erstrahlt ein wegweisendes Beispiel für Bürgerbeteiligung in der Energiewende – der Solarpark Bundorf. Dieses Solarprojekt steht symbolisch für die Möglichkeit, unsere Städte und Gemeinden auf erneuerbare Energien umzustellen. 

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Was macht das Solarprojekt in Bundorf besonders?

 

  • PV-Park mit beeindruckenden rund 125 MWp

  • einer der größten Bürgersolarparks in Bayern und einer der größten in Deutschland

  • rund 30 Prozent des Solarparks in Bürgerhand durch Energiegenossenschaft

  • Ziele: Erzeugung von Solarstrom, Bereitstellung von Wärme für Haushalte und Unternehmen vor Ort und Ladestationen für Elektrofahrzeuge

  • Maßnahmen als Beitrag zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern

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Die Entstehungsgeschichte des Solarparks

Bundorf ist eine der Regionen mit besonders geringem Niederschlag und langen Trockenzeiten in Bayern. Dies stellt eine wachsende Herausforderung für die landwirtschaftliche Nutzung der Ackerflächen dar. Die Region wird daher als eines der "benachteiligten Gebiete" eingestuft. Das bedeutet, dass die landwirtschaftlichen Flächen aufgrund von Faktoren wie Bodenqualität oder topografischen Gegebenheiten (z.B. Hanglagen) nur geringe Erträge erzielen können oder schwer nutzbar sind. In Deutschland betrifft dies rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Gemäß der Länderöffnungsklausel des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) können die Bundesländer entscheiden, ob sie den Bau von PV-Parks in diesen Gebieten gestatten. Im Jahr 2020 wurde in Bundorf die Idee für einen der bisher größten Bürgersolarparks auf der Freifläche geboren. Im Oktober 2022 begann der Bau auf einer Gesamtfläche von rund 125 Hektar, einschließlich eines Umspannwerks. Mit einer Gesamtleistung von circa 125 Megawatt bietet der PV-Park jedoch mehr als nur die Erzeugung von Solarstrom.

Ein Vorzeigeprojekt für eine umfassende Energiewende:

  • Bürgerbeteiligungskonzept 
  • Nachhaltiges Fernwärmenetz
  • Ladeinfrastruktur für Elektromobilität
  • Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität 

Besonders lobenswert ist die kooperative Zusammenarbeit aller Beteiligten. Vom Bürgermeister über die Gemeindevertreter bis hin zu den Projektentwicklern, Betreibern, Flächeneigentümern und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Bundorf – alle haben von Anfang an an einem Strang gezogen. Es vergingen weniger als zwei Jahre von der ersten Projektskizze bis zur Umsetzung. Alle erforderlichen Genehmigungen wurden innerhalb eines Jahres erteilt und insgesamt wurden etwa 85 Millionen Euro investiert. Etwa ein Drittel des Parks wird künftig von der Bürgerenergiegenossenschaft EGIS eG als Bürgersolaranlage betrieben, einschließlich des nachhaltigen Fernwärmenetzes.

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Ganzheitlicher Ansatz: Strom, Mobilität und Wärme

Rein rechnerisch könnte das circa 125-Megawatt-Projekt genügend Strom für etwa 37.500 Haushalte erzeugen. 

E-Ladeinfrastruktur – Umweltfreundliches Fahren

In Bundorf ist auch die Förderung der Elektromobilität ein integraler Bestandteil des Konzepts. Insgesamt stehen sechs Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten zur Verfügung, um Elektrofahrzeugen umweltfreundlichen Strom zur Verfügung zu stellen.

 

Fernwärmenetz Bundorf – Aus grünem Strom wird Wärme

Zusätzlich zum Solarpark wurde ein Fernwärmenetz errichtet, um die kommunalen Gebäude und Einwohnerinnen und Einwohner mit Wärme zu versorgen.

  • Leitet bedarfsgerecht Wärme in die Gebäude (auch öffentliche Gebäude wie Gemeindezentrum und Kindergarten)
  • Großer Warmwasserspeicher (Pufferspeicher) stellt ausreichende Wärme während der Wintermonate und geringer Sonneneinstrahlung sicher
  • 200-Kilowatt-Holzhackschnitzelkessel für zusätzliche Sicherheit in Wintermonaten 

Wir als Generalunternehmer waren verantwortlich für die Planung und Umsetzung, die Fernwärme Bundorf GmbH & Co. KG fungiert als Betreiber des Fernwärmenetzes.

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Auszeichnungen

Für unser Vorzeigeprojekt Bundorf konnten wir bereits nachfolgende Auszeichnungen erzielen:

TOP 100-Innovator

Im Jahr 2024 wurde MaxSolar für das Sektorenkopplungs-Projekt Bundorf mit dem Top 100 Award ausgezeichnet. Das Projekt überzeugte die Jury durch die Integration der verschiedenen Sektoren: Erzeugung von grünem Strom aus der Solaranlage, emissionsfreie Fernwärme, erfolgreiche Biodiversitätsmaßnahmen im Solarpark und eine lokale E-Ladeinfrastruktur. Das Projekt setzt somit neue Maßstäbe für nachhaltige Energiekonzepte im ländlichen Raum.

The smarter E AWARD - Outstanding Projects

In der Kategorie "Outstanding Projects" werden außergewöhnliche Leistungen und Innovationen gewürdigt. Unser Innovationsprojekt Bundorf brachte uns den Sieg und unterstreicht unsere Innovationskraft sowie unser Engagement für nachhaltige Energielösungen. 

 

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Stromvermarktung und Bürgerbeteiligung

MaxSolar als Independent Power Producer (IPP)

70% der Freiflächensolaranlage wird von MaxSolar als unabhängiger Stromerzeuger (Independent Power Producer) betrieben. Der erzeugte Strom wird über ein sogenanntes Power Purchase Agreement (PPA) vermarktet. Diese Art der Vermarktung erneuerbarer Energie ist in Deutschland mittlerweile weit verbreitet. Dabei werden Stromlieferverträge über einen festgelegten Zeitraum direkt mit einem Stromabnehmer abgeschlossen. 

EGIS eG als Energiegenossenschaft

Der Bürgersolarpark (30% der Gesamtfläche) und das Fernwärmenetz werden von der EGIS eG betrieben, die den Bürgerinnen und Bürgern in Bundorf einen eigenen Strom- und Ladeservice-Tarif anbietet. Zusätzlich haben Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Vereine, Stiftungen und Unternehmen die Möglichkeit, Genossenschaftsanteile zu erwerben. Ein Genossenschaftsanteil hat einen Wert von 150 Euro zuzüglich eines Aufschlags von 5 Euro. Der Erwerb von Genossenschaftsanteilen ist derzeit auf 4.300 Anteile pro Mitglied begrenzt, was einer Gesamtsumme von 645.000 Euro entspricht.

Die Mitgliedschaft in der Energiegenossenschaft ist jedoch nicht auf das PV-Projekt in Bundorf beschränkt, sondern umfasst 20 Energiewende-Projekte im gesamten Bundesgebiet. Mitglieder erhalten eine jährliche Dividende in Höhe von aktuell 6 Prozent.

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Eingrünungskonzept und Biodiversitäts-PV

Um die Biodiversität in Bundorf zu fördern, werden folgende Maßnahmen umgesetzt: 

  • Breite besonnte Streifen zwischen den Modulreihen
  • Entwicklung von arten- und blütenreichem Grünland
  • Pflanzung von Hecken, Gehölzinseln und Obstbäumen
  • Freier Durchgang für Wildtiere

Im weiteren Abschnitt werden die Maßnahmen genauer beschrieben. 

Wenn durch ausreichend große Abstände der Modulreihen zueinander der Boden besonnt wird, kann sich durch die Einsaat gebietsheimischer Saatgutmischungen mit hohem Krautartenanteil und entsprechender Pflege artenreiches Grünland auf den Flächen entwickeln. Von den blütenreichen Wiesen profitieren vor allem Insekten, die wiederum eine wichtige Nahrungsgrundlage für Brutvögel sind. Auch die Bodenbrüter profitieren von den breiten besonnten Streifen.

Die Eingrünung durch Pflanzinseln mit einheimischen Straucharten, Hecken und Obstbäumen schaffen weitere Strukturen und Lebensräume und werten die ehemals strukturarmen Agrarflächen ökologisch weiter auf. Gehölze bieten Vögeln, Amphibien, Insekten und Säugetieren neben Unterschlupf auch Nahrung und Nistmöglichkeiten. Die Gehölzpflanzungen schaffen zudem nicht nur optisch und strukturell weiche Übergänge, sondern spenden auch Schatten und kühlen so die Umgebung. Dieser Kühlungseffekt ist bei einer zwei Meter hohen Hecke noch bis 20 Meter Entfernung messbar. Ein durch Sträucher, Hecken und Obstbäume bedeckter Boden fördert den Humusaufbau und die Grundwasserneubildung und schützt so vor Erosion.

Damit Klein- und Mittelsäuger wie Mäuse, Hasen oder Füchse ungehindert Zugang zum PV-Park haben, haben alle Zäune einen Mindestabstand von 15 cm über dem Boden. Größere Wildtiere können das Gelände über einen Wildkorridor passieren.

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Feldlerchen-Monitoring im Solarpark Bundorf

 

Im Solarpark Bundorf wurde im Jahr 2023 eine ornithologische Untersuchung durchgeführt, um die Bestände der Feldlerche zu überwachen. Die wichtigsten Ergebnisse waren:

  • Die Besiedelung der PVA erfolgt unmittelbar nach dem Bau.
  • Die Anzahl der Brutpaare hat sich auf der untersuchten Fläche im Vergleich zum Zustand vor Baubeginn mehr als verdoppelt.  
  • Grund für die hohe Besiedelungsdichte ist der durch die Baumaßnahmen bedingte hohe Rohbodenanteil, das Fehlen von agrarischen Pflanzenschutzmitteln und regelmäßiger Bewirtschaftung sowie das im Vergleich zum Ausgangszustand erhöhte Angebot an Nahrung.

Was die Kriterien der "Gute Planung" des bne in der Praxis bewirken, hat der Solarpark in Bundorf gezeigt. Er ist somit nicht nur eine Quelle nachhaltiger Energie, sondern auch ein Schutzgebiet für lokale Vogelarten. 

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Vorbildcharakter und Mehrwert für Gemeinden
  • Der PV-Park Bundorf ist ein herausragendes Beispiel für eine bürgernahe Energiewende.
  • Er verdeutlicht den Mehrwert von Energiewende-Projekten für strukturschwache Regionen, die von der regionalen Wertschöpfung profitieren und dadurch an Attraktivität gewinnen können.
  • Solche Projekte sind dringend erforderlich, um den Klimaschutz, die Biodiversität sowie die ländliche Entwicklung zu fördern.

 

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